Es gab Zeiten, da nannte man sowas Kaffeehaus. Heute eben Coffee Shop. Nein, ich rede nicht von einer dieser Filialen aus der Windows Vista-Stadt Seattle.
Ich war in Paris. Und landete in einem dieser zahllosen Plagiate. Allerdings mit freundlich blickendem Bär im Logo. Und Kaffee plus Blaubeer Muffin kosten hier zusammen weniger als das, was ich zu letzt bei der weltumspannenden, das neue Norah Jones-Album spielenden Konkurrenz für einen kleinen – Entschuldigung – ”medium” Vanilla Latte gezahlt habe.

Ein kurzer Blick um mich herum zeigt: eine bunt gemischte Gruppe am Fenster sitzender und wild durcheinanderdiskutierender (schreibt man das überhaupt zusammen?) Franzosen. Links neben mir eine amerikanische Studentin, die über Skype mit lustigen Orlando Bloom Logo mit ihren Freunden chattet. Und ich muss mir die Frage stellen, warum eigentlich alle größere iBooks haben als ich.
Rechts neben mir ein Spanier mit regulärem Laptop. Jedenfalls denk ich, dass er Spanier ist. Allerdings scheint sich ja ganz Südamerika entschlossen zu haben, an europäischen Unis zu studieren. So kann man da nie ganz sicher sein, was nun wirklich Spanier ist.
Die Franzosen diskutieren mittlerweile über Politik – der Name ”Sarkozy” fällt, immer ein guter Einstieg in eine Diskussion in diesem Land – und die schwarzhaarige Kaffeerösterin hinter dem Tresen ist niedlich, aber viel zu jung. Ich frag mich, ob sie ihr Taschengeld jemals in einer anderen Währung als Euro bekommen hat... Ich denke, eine ähnliche Zusammenstellung an Menschen findet man mittlerweile überall in solchen Läden. Egal ob in Paris. Oder London. Hamburg. Tokio. Honolulu. Oder Heidelberg. Selbst Wien, nehme ich an. Moccachino statt Melange.

Sonntagnachmittag in einem Café. Das war einst eine große Tradition. Mit Torte. Ich hab ein Muffin mit großen Blaubeerstücken drin. Und statt Kaffeehausmusik gibt’s Wireless Internet.

Ich verlasse diesen gastlichen WLAN Hot Spot und mach mich wieder auf in die regennassen Gassen von Paris...