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Sonntag, 25. März 2007
Meine Kelten
tobiasschulz, 12:00h
Was ich am gestrigen Abend über Kelten gelernt habe:
1.) Kelten haben nicht genügend Parkplätze Eine Kollegin hatte ein Ticket über für einen ”St. Patrick’s Abend” in der in ihrer Hässlichkeit an deutsche Autobahnraststätten der 1980er Jahre erinnernden Mega-Mehrzweckhalle von Bercy. (Malerisch direkt neben der Seine und dem Koloss von französischen Finanzministerium gelegen.) Ich lies mich breitschlagen. Ein Abend mit lustiger Pup-Musik – was sollte daran unangenehm sein? Nun, zum einen war’s in keinem Pup sondern eben in der in ihrer Hässlichkeit an deutsche Autobahnraststätten der 1980er Jahre erinnernden Mehrzweckhalle von Bercy und zum anderen: es gab keine Parkplätze. Da umspannt der keltische Kulturkreis einen Bereich vom Golf von Biscaya bis hoch zu den Shetland Inseln – aber für ausreichend Parkmöglichkeiten haben Asterix’ Urenkel nicht gedacht. Super. Nach anderthalb Stunden Kurverei durch den Pariser Stadtverkehr (in dem brav Darwin’s Grundprinzip vom Überleben des Stärkeren angewandt wird) quetschten wir uns schließlich in einen Mini-Parkplatz direkt neben dem Autozug-Verladebahnhof. Paris kann ja so was von malerisch sein... 2.) Kelten tragen lustige Sachen Die ersten paar Kelten, die auf die Bühne in der Mitte der Arena kamen, sahen aus wie als schlechte Matrosen verkleidete Kellner eines Fisch-Erlebnisgastronomie-Restaurants. (In denen Kinder zu Fischstäbchen Bögen zum Ausmalen mit einem freundlich dreinblickenden alten Seebären und / oder Seehund bekommen.) Am Ende ihrer Auftaktnummer gingen die dann ganz auf Rock’n’Roll und warfen ihre mit lustigen roten Bommeln verzierten Mützen in das überraschend begeisterte Publikum... Es folgte eine E-Hafe (ja, so was gibt’s) spielende Irin mit bunten Dreadlocks, fröhlich tanzende Bauern und natürlich die obligatorischen Schottenröcke mit tiefschwarzen Bärenfellmützen. (Getragen von der Dudelsack-Band von British Airways... hat Lufthansa eigentlich eine Blaskapelle?) Ich werde auch weiterhin bei Zara shoppen anstatt mein Geld bei ”Celts ’R’ Us” auszugeben... 3.) Kelten machen merkwürdige Musik Die E-Hafe spielende Irin hab ich ja schon erwähnt. Dann war da auch der letzte noch lebende E-Orgel-Spieler. (Was mich furchtbar an die aus den 70ern stammenden Weihnachtsmusikkassetten meines Onkels erinnert, die er ja mittlerweile auch für die Nachwelt digitalisiert hat. Danke.) Und dann natürlich jede Menge quietschende Dudelsäcke, diese markerschütternd klingenden Klarinetten, die natürlich keine Klarinetten sind und auch ein paar Trommler. Für das Finale der Show hatten sie dann wieder Blechbläser. Nie klang eine Tuba schöner... 4.) Kelten sprechen noch merkwürdiger Dann war da noch die Sprache, in der zwei keltische Pop-Bands sangen. Man stelle sich vor, dass Schwedisch, Japanisch und Hebräisch mal einen drauf machen, etwas zu viel Saufen und am nächsten Morgen mit einem riesen Kater und nackt wie Gott sie schuf nebeneinander aufwachen. Neun Monate später ist ”Gälisch” auf die Welt gekommen. Und seitdem sprechen die Iren so. 5.) Kelten klingen besser in Pups Nun ist es ja nicht so, dass ich diese Art der Musik nicht mag. Aber dann doch bitte in einer in steinaltem holzverkleideten nach fröhlicher irischer Arbeiterklasse riechendem Pup (da gab’s ein schönes in der Koblenzer Fußgängerzone...) und mit einem – ja, in dem Fall darf das sogar diese Farbe haben – dunklen Bier vor einem auf den Tisch. Nicht in einer Halle mit 20.000 mir unverständlich und tatsächlich begeisterten Zuschauern bzw. Groupies für schottische Sängerinnen, von denen noch kein anderer Mensch außerhalb der Glasgower Kneipenszene gehört haben kann... Der Abend war... interessant. Und ich hab eine neue Perspektive auf keltische Kultur gewonnen. Ich bevorzuge allerdings immer noch Asterix-Heftchen... |