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Dienstag, 3. April 2007
Meine unwirkliche Prominenz
tobiasschulz, 17:28h
Allseits bekannte Persönlichkeiten im wahren Leben zu treffen ist eine merkwürdige Angelegenheit: da steht nun jemand vor einem, den man schon so oft im Fernsehen gesehen und dessen Interviews man gelesen hat. Irgendwann stand er vielleicht auch schon mal auf der Titelseite der BILD als man gerade mal wieder im Vorbeigehen einen Blick darauf warf und sich kopfschüttelnd fragte, wer diesen Schund eigentlich kauft.
Man glaubt diese Menschen zu kennen. Sieht man den Nachrichtensprecher nicht regelmäßiger als die eigenen Eltern? Sind die Schauspieler in der wöchentlichen Lieblingsserie nicht zuverlässiger als der beste Freund, den man vielleicht seit irgendwelchen Feiertagen nicht mehr gesehen hat? Am vergangenen Samstag stand einer dieser Menschen vor mir. Ich sag nicht, wer. Das passt nicht zu meiner neu gewonnen Rolle als so genannter ”V.I.P. Guide”. Es war ein Regisseur. Einer, von dem ich – das muss ich zugeben – nur einen Film kenne, den er vor einem Jahrzehnt gemacht hat und der mich damals auch nicht sonderlich beeindruckt hatte. Aber der Herr war nett. So wie er da stand in der Lobby des Hotels wo ich ihn und seine Familie abholte und wie er sich da mit Vornamen vorstellte. Und die Familie war auch sympathisch. Später erfuhr ich, dass seine Ehefrau ebenfalls prominent ist. Allerdings aus Fernsehserien, die ich nie freiwillig einschalten würde. (Hauptsächlich RTL, das sagt schon viel...) Aber auch sie war nett. Wirklich. Ich begleitete die Herrschaften durch unseren Park. Großer Presserummel war angesagt. Wir feiern unseren 15. Geburtstag. Im ganz großen Stil. Mit funkelndneuer Parade, neuen Shows und demnächst auch neuen Attraktionen. Überall war sie, die Prominenz. Wo man hinblickte. Während der Paradenpremiere stand Roman Polanski nicht weit entfernt von mir. Zwischen Frontierland und Main Street sah ich Andie MacDowell. Und als ich im Disneyland Hotel in den Fahrstuhl steigen wollte lief ich fast in Phil Collins und seine Familie hinein. Abends spielte dann Daniel Powter vor dem Schloss. Gefolgt von einem fantastischen Feuerwerk. Was ist daran noch normal? Kennen wir diese Menschen nicht? Nein. Und das ist so schwer zu begreifen. Ein Herr Collins ist eben nicht nur der Kerl aus dem Video zu ”I Can’t Dance” und ”Sussudio”. Er ist nicht mal die Gummipuppe aus ”Land of Confusion”. Er hat eine Familie. Ein Leben. Mit Auto, Kühlschrank und Kaffeemaschine. Wie jeder andere. Doch daran denken wir nicht. Wollen wir nicht hingehen und sagen ”Phil, altes Haus! Wie steht’s?”. Es ist merkwürdig wenn das Bild, das man von einem Menschen kennt, plötzlich leibhaftig vor einem steht. Surreal. Und Sätze wie ”Mein Mann ist so müde weil er Gestern Abend den Grimme Preis gewonnen hat” machen die ganze Szenerie nicht wirklicher. Aber es macht Spaß diese Menschen zu treffen. Es ist spannend. Aufregend. Mein wird auf einmal Teil ihres Lebens. Zumindest streift man es. Es wird echt. Irgendwie. Bis man sie wieder sieht. Im Fernsehen. Auf der Kinoleinwand. Oder auf der Titelseite der BILD... |