Mausgebloggt
Mittwoch, 4. Juli 2007
Meine Abfuhr
Beruf und Liebesleben haben viel gemeinsam: man geht bei Beidem durch Hochs und Tiefs, zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Und beim einen wie beim anderen jammert man, wenn man’s nicht hat und auch so oft wenn man’s hat.

Auch die ach so bekannte Abfuhr ist gar nicht so verschieden, wie man an folgender e-mail, die ich Gestern erhielt, einmal wieder schön sehen kann:

”(...) Diese Entscheidung bezieht sich ausschließlich auf die betriebsspezifischen Anforderungskriterien und bedeutet deshalb keine Wertung Ihrer sicherlich guten Qualifikationen. (...)”

Wer hat sich eigentlich solche grausigen Sätze ausgedacht? Es ist ja schön einfach: Copy und Paste und weg. Sauber und prima. Und so beliebt bei Personalabteilungen.

Anders könnte man auch sagen: ”Schatz, es liegt nicht an dir, es liegt an mir!”

Man muss nicht lang erklären, dass die Abfuhr kommt, weil der Gegenüber eine komische Nase hat, müffelt, Jörg Pilawa toll findet und darüber hinaus auch noch mau im Bett ist. ”Es liegt ja an mir.” Toller Spruch.

Doch ich als fleißiger Bewerber und irgendwann mal Berufseinstiger soll von Folgendem ausgehen: Ich bin zu gut für die Unternehmen. Diese haben nämlich Komplexe, Beziehungsängste, Probleme sich zu öffnen und gehen sowieso fremd.

Zum Schluss eine Frage an alle da draußen in der Arbeitswelt: sagt der Chef eigentlich auch ”Heute nicht, ich hab Migräne”?

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Donnerstag, 14. Juni 2007
Meine kurzfristige Idiotie
Bei McDonald’s. Mal wieder. Wieso gehe ich eigentlich in schöner Regelmäßigkeit immer wieder in diesen Laden wenn ich das ”Essen” dort doch gar nicht ausstehen kann? Bequemlichkeit, nehm ich an.
Neben mir ein Mann. Er will ein Maxi-Menü. Auf die Frage der Angestellten im McDoof-Polo-Shirt, was für ein Maxi-Menü, schaut der Mann erst mal ganz schon dumm drein. Es folgen gut fünf Minuten, in der man ihm erklärt, dass er doch bitte einen Burger auswählen soll, der ihm dann als Maxi-Menü auf sein Plastiktablett gestellt wird. Das Wort ”Big Mäc” schien bis dahin in seinem Wortschatz nicht vorgekommen zu sein.
Nun, ich hätte sicherlich Verständnis für die Unverständnis des guten Mannes gehabt, hätte er sich tatsächlich an die Schlagzeile ”Deutsche Truppen in Paris einmarschiert!” erinnern können. (Eine kleine historische Tatsache, die hier immer wieder gerne als Spitze verwandt wird... allerdings vor allem von Engländern...) Die ältere Generation mag tatsächlich Probleme mit dem Konzept des Fast Foods haben. Sei ihnen auch gegönnt.
Doch der Mann war jung! Nicht viel älter als ich. Und da ist ihm das einfachste McDonald’s-Einmaleins unbekannt? Wahnsinn! In welchem Loch ist der groß geworden? Vor allem in einem Land, in dem es bald mehr McDonald’s-Filialen als Boulagerien zu geben scheint... Vielleicht war er ja auch einer dieser jungen, christlichen Fundamentalisten – trug er doch eine schwarze Hose, Hemd und Krawatte – die einem in der Fußgängerzone auflauern und einen mit ”Wahre Liebe wartet!” und ”Darwin war Kinderschänder!”-Argumenten nerven. Doch ihm fehlte das für diese Sorte christlicher Gotteskrieger typische schwarze Namensschildchen auf der Brust...
Wohl eher war der Mann jedoch nur von temporärer Dummheit geschlagen.

Diese kleinen Momente im Leben, in denen ein bestimmtes Wort nicht mehr einfällt. Oder der Code für die EC-Karte. Oder man auch gerne mal glaubt, dass die Freundin des Chefs auch dessen Schwester ist. Kurzfristiges Versagen aller Hirnvorgänge. Kennt man doch.

So wie neulich, als ich versehentlich im Supermarkt geklaut habe.

Ich brauchte Trennblätter für einen Ringordner. Um endlich meine Gehaltsabrechnungen abheften zu können. Ich griff in den Stapel für 80 Cent das Paket, gehe zu der schicken neuen Selbstbedienungskasse (die einen auf Französisch und / oder Englisch begrüßt), bezahle und zu Hause bemerk ich, dass ich statt eines Pakets, drei mitgenommen habe. Allerdings habe ich eben nur 80 Cent bezahlt. Folglich habe ich – unbeabsichtigt und ohne darüber nachzudenken – für einssechzig im Supermarkt geklaut. (Zu meiner Verteidigung: die doofe Kontrollwaage der Selbstbedienungskasse hat mir auch nicht gesagt, dass da drei Pakete Trennblätter auf ihr lagen und eben nicht nur eines.)

Und dann wäre da noch die Episode mit dem alljährlichen Kanurennen der Disney-Belegschaft auf den Gewässern des Frontierlands: da unser Team nicht vollzählig war, wurde ich mit einer Kollegin in ein Boot mit einer jungen, nicht gerade schmächtig aussehenden Dame aus einem unserer Pizza-Betriebe gesetzt. Die Fast Food-Tante sollte steuern. Nur begriff sie nicht, dass ein Kanu kein Auto ist und wenn man links will rechts paddeln muss (zugegeben: ein gewöhnungsbedürftiges Konzept, das man allerdings in zwei Minuten erlernen kann). Also drehten wir uns brav im Kreis. Der Ziellinie kamen wir nicht einmal nahe. So wurden wir abgeschleppt und am Ende stand da ein Bad in der braungrünen Brühe (die überraschend und angenehm warm war... toll für Algenwuchs!).

Doch Vorsicht! Kurzfristige Idiotie kann jeden treffen! Fragt den Typ bei McDonald’s, die Fast-Food-Tante am Steuer – oder den kleptomanisch veranlagten Verfasser dieses Textes...

Ich am Paddel

Ich im Wasser

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Mittwoch, 23. Mai 2007
Mein Kulturexport
Ein großer Nachteil, im Ausland zu leben, besteht darin, dass große Kulturerrungenschaften der Heimat auf einmal so fern sind. Wie Bretzeln, richtiges Bier, ein guter Metzger und Wiederholungen von ”Ich heirate eine Familie” im Samstagnachmittagprogramm des ZDFs.
Ein großer Vorteil, im Ausland zu leben, besteht darin, dass große Kulturerrungenschaften der Heimat auf einmal so fern sind. Wie Bild, RTL, Dieter Bohlen und Oli Pocher.
Man lebt brav so vor sich hin und sonnt sich in der Gewissheit, aus dem Land der Dichter und Denker zu kommen - mit Goethe, Schiller, Kant und Beethoven als Vorzeigedeutsche. (Der ”Andere” war ja eh Österreicher, zählt also nicht.)

Und dann passiert es: man geht ins Kino. Kommt in den halbdunklen Saal, sucht einen Platz und bemerkt schließlich, dass auch die Franzosen die grausige Angewohnheit haben, vor Filmvorführungen schlechte Musik laufen zu lassen. Und nicht nur, dass da schlechte Musik läuft... Nein! Man versteht plötzlich die Worte und es wird einem klar, dass dieser Kindergeburtstags-Rock der da läuft nur eines bedeuten kann: Auswüchse, deutscher Populärkultur haben Frankreich erreicht... In diesem halbabgedunkelten Kinosaal lief: Tokio Hotel.

Was macht diese Gruppe von Ex-Konfirmanden mit einem Modegeschmack, die selbst den schwulsten H&M-Verkäufer zum Heulen bringt, in Frankreich?!? Wo kommen die denn plötzlich her? Was machen die auf dieser Seite des Rheins? Und warum ausgerechnet Tokio Hotel???

Auf Nachfrage bei anwesenden Franzosen musste ich erfahren, dass die vier Buben aus Magdeburg unglaublich beliebt sind. Auch in Frankreich werfen verstörenderweise elfjährige Mädchen ihre Teddybären und Unterwäsche auf die Bühne. Nur dass sie kein Wort verstehen, was da gesungen wird. (Was allerdings Kiddies nie abgehalten hat – man denke nur an die englischsingenden Boygroups der guten alten 90er Jahre...)
Das letzte Album der Gruppe, ”Zimmer 483”, schaffte es in der Heimat Voltaires, Prousts und Gerard Depardieus sogar auf Platz 2 der Charts mit bislang mehr als 164.000 verkauften CDs.

Man steht vor einem Rätsel – oder vor verflixt gutem Marketing. Tokio Hotel ist jedenfalls ein extrem erfolgreicher Kulturimport bei unseren französischen Nachbarn geworden.

Übrigens genauso wie eine kleine Sendung im Nachmittagsprogramm von TF1 namens ”Le Destin de Lisa” alias ”Verliebt in Berlin”...

Und so reihen sich Lisa Plenske und die Kautlitz-Zwillinge in die Reihe deutscher Kulturexporte wie Wagner, Weißbier, Haribo und Heidi Klum ein... Es gibt Tage an denen die Heimat nicht fern genug ist...

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